Platter Schule

ein Blick in die Vergangenheit

 

 

1784 bekam der kleine Ort Platt den langersehnten Status einer eigenständigen Pfarre. Daher wurde bislang gerne geschlossen, dass auch zu dieser Zeit die Platter Schule entstand. Tatsächlich wurde aber sicher auch schon zuvor den Kindern Unterricht erteilt. Möglicherweise war unsere Schule eine Filiale der Pfarrschule Zellerndorf, waren wir doch bis 1784 dorthin eingepfarrt. 

 

Aus den Pfarrmatriken gehen eindeutig folgende Platter Lehrer vor 1784 hervor: 

 

-        1691                       Jacob Raininger

 

-        bis 1729                 Johann Auer (am 26. Jän. 1729 27jährig in Platt verstorben)

 

-        bis 1751                Johannes Partsch (am 01. Mai 1751 54jährig in Platt verstorben)                                        

 

-        1769                       Franz Wurm

 

-        1772 bis 1777       Leopold Zöch (am 14.11.1777 in Platt 144 42jährig verstorben)

 

Letztgenannter Ludi Magister (Schulmeister) Leopold Zöch wohnte nachweislich bereits 1772 (vielleicht auch schon 1771, aber sicher nicht früher, denn 1770 war er noch Schulmeister in Rodingersdorf) in der Lehrerwohnung, die ans damalige Schulgebäude (Platt Nr. 144/85) angeschlossen war.

 

Wie schon oben beschrieben, wurde unser Ort im Jahr 1784 von der Pfarre Zellerndorf getrennt und eigenständig. Daraus kann man schließen, dass sich damals auch die Platter Schule verselbstständigte. Das erste, bekannte Schulgebäude war nachweislich das Haus Nr. 144 (alte Nr. 85 – heutiger Garten von Nr. 142), nämlich zumindest seit 1771, aber wahrscheinlich auch schon viel früher.

 

Unter Lehrer Mathias Breit wurde 1794 neben dem Pfarrhaus ein neues Schulgebäude samt Lehrerwohnung gebaut, ebenfalls wie sein Vorgänger einklassig. 1823 kam zur Schule ein zweites Unterrichtszimmer – die heutige Franziskuskapelle. Seit spätestens 1823 gab es nun in Platt zwei Schulklassen.

  

Das Jahr 1837 bricht bei der Schülerzahl alle Rekorde (oder doch nicht?). In der Pfarrchronik steht wörtlich: „Die Zahl der schulbesuchenden Kinder, die 1. u. 2. Klasse zusammengenommen, belief sich auf 158, darunter 83 Knaben und 75 Mädchen. Wiederholungschüler 72, darunter 29 Knaben, 43 Mädchen. Christenlehrpflichtige 58 darunter 33 männl. Geschlechtes und 25 weibl. Geschlechtes. Zusammen 288.“

  

1877/1878 glänzte im Berichte des k.k. Bezirksschulinspektors der Schulort Platt im ganzen Bezirke Retz als derjenige, der die meisten Schulversäumnisse aufzuweisen hatte.

  

1878 passte die Anzahl der zu Unterrichtenden nicht mehr zum gewünschten Qualitätsstandard. Also wurde eine dritte Klasse eröffnet – und zwar im neu dem alten Kirchturm angebauten Gebäude. Damalige Schülerzahl: 160, 75 Knaben, 85 Mädchen.

  

Im Sommer 1882 baute die Gemeinde über Ansuchen des Oberlehrers Stary am unteren Ende des Hofes einen Schuppen. Johann Stary trat seinen Dienst als Oberlehrer in Platt am 01.03.1882 an. Er war der Begründer der Platter Schulchronik und beschäftigte sich ebenfalls mit unserer Heimatgeschichte. Aufgrund seiner Bemühungen um unseren Ort und seiner Tätigkeit als Oberlehrer wurde er auch später zum Ehrenbürger ernannt.

  

Im Juli 1888 wurde die Klasse durch Hinzunahme des kleinen Unterlehrerzimmers vergrößert, die Dächer beider Häuser repariert, das Vorhaus oben und die Waschküche gepflastert und in die I. Cl. 4 Bänke eingestellt.

  

Endlich erhielt das Obere Schulhaus eine neue Thür – zur Oberlehrerwohnung, und zwar: 24. Septbember 1889 gebracht, 25. und 26. nothdürftig eingemauert und mit Schloss versehen – 2. October wurde der kleine Fußboden bei der Thür gelegt, am 18. October schon wurden die Fugen und Risse mit Kitt verschmiert, und an diesem Tage ließ sich der Schulleiter selbst einen kleinen Riegel für 15 Kr. herstellen; 21. October hat der Tischler die Fenster angestrichen. 30. October hat der Oberlehrer wegen der Verglasung des Thürfensters nach Pulkau geschrieben, allein der Glaser kam schon am 7. Nov. 1889 – und somit ist die Thür als fertig zu betrachten.

  

Am 1. Dezember 1889 mußte Lehrer Spandl wegen Mangel an Wohnung nach Zellerndorf übersiedeln.

  

Am 17. Jänner 1890 wurde ober der neuen Vorhausthür eine neue Blechrinne angebracht.

  

Am 1. März 1890 übersiedelte Classenlehrer Hr. Joh. Spandl nach Mailberg.

  

Am 3. Mai 1890 wurden die Turngeräthe repariert.

 

Am 6. April 1894 wurde über behördlichen Auftrag der Zustand unserer Schulhäuser durch P. T. Hr. Oberingenieur (k.k.) aus Korneuburg untersucht; auch der Ortsvortand (Anm. Bürgermeister Johann Landrichter) u. Ortsschulratsobmann (Anm. Anton Newerkla) waren zugegen. Es wird nicht näher darauf eingegangen, ob diese Schulvisitation Routine war, oder auf Beschwerden hin durchgeführt wurde.

  

Im Februar 1896 erhielt die Gemeinde (Ortsschulrath) vom Bezirksschulrath Oberhollabrunn den Auftrag, den Plan zum Neubau einer Schule einzuschicken. Die Platter Gemeindevertretung dürfte darüber aber aus finanziellen Gründen nicht sehr erfreut gewesen sein. In diesem Jahr erreichte die Platter Schule ihren höchsten Schülerstand von 236 Kindern.

  

Am 18. April 1897 wurde ein zweiter Abort hergestellt.

  

18. October 1897: Die Lehrzimmer der 2. Und 3. Classe sind für die Schülerzahl zu klein. In der 3. Classe wurden vom 18. October 1897 angefangen jeden Tag 10 bis 12 Kinder nach Hause geschickt, da der Ofen in die Classe gestellt wurde, deshalb auch 4 Bänke weggeschafft werden mußten.

  

1898 legte Hr. Franz Rirsch, Obmann des Ortsschulrates, sein Amt nieder. Der von ihm und von Oberlehrer Ristl angestrebte und dringend notwendige Schulneubau wurde von der Gemeindeführung verhindert. Mit der Neubesetzung des Ortschulrates ist die neue Schule für einige Zeit wieder thematisch verschwunden.

  

Am 01. Juni 1899 übersiedelte Oberlehrer Franz Ristl nach Zellerndorf, da die Lehrerwohung in Platt nicht entsprechend und im Ort keine andere Wohnung zu finden war.

  

Anfang 1901: Oberlehrer Franz Ristl wohnt noch immer, da demselben in Platt keine Wohnung beigestellt wurde, in Zellerndorf.

  

Vom 13. Juli bis 16. August 1901 waren Sommerferien. Während dieser Ferien wurden die Dächer der Schulgebäude einer gründlichen Reparatur unterzogen, Thüren und Fenster frisch angestrichen.

  

October 1901: Während der Herbstferien wurden auf Veranlassung des Oberlehrers Fankhauser die Bänke, welche für die Kinder der I. Classe 1. Schuljahr zu hoch u. zu weit waren, zweckentsprechend repariert.

  

October 1902: die Weinleseferien fielen in die Zeit vom 12. – 26. October. Während dieser Ferien wurde eine neue Schulbank für die I. Klasse angeschafft, an je einem Fenster in jedem Lehrzimmer eine Ventilation angebracht, die Schultafeln frisch angestrichen.

  

Oktober 1903: Während der Herbstferien wurde im Lehrzimmer der III. Klasse ein neuer Fußboden gelegt.

  

Im April 1904 fand wieder eine Wahl des Ortsschulrates für die Funktionsdauer 10. April 1904 bis 10. April 1909 statt. Obmann: Josef Fidesser, Obmann-Stv.: Johann Schwertberger, Schulaufseher: Josef Penz, Ortsschulratsmitglieder: Johann Holzschuh und Josef Minihofer.

  

Am 19. November 1906 nahm Herr Bauingenieur Leopold Kratochwil aus Floridsdorf die für einen Schulneubau nötigen Vermessungen zur Herstellung von Plänen auf den dem Turnhofe benachbarten Grundstücken des Herrn Severin Jaucker vorgenommen.

  

Bereits am 11. April 1907 fand die erste behördliche Schulbaukommission statt. Anwesend dabei: Bezirkshauptmann, Bezirksschulinspektor und der Bezirksarzt (interessanterweise allesamt nicht namentlich angeführt), Planverfasser Ingenieur Leopold Kratochwil, die gesamte Gemeindevertretung samt Ortsschulrat. Als Bauort galt nach wie vor der Jaucker-Acker neben der Schule, gegenüber der Kirche.

  

Am 16. März 1908 gab es neuerlich eine Schulbaukommission. Eingeladen waren die gleichen politischen und fachlichen Organe. Die Platter Gemeindevertretung war auf Grund von Neuwahlen personell neu aufgestellt. So ergab sich die merkwürdige Situation, dass die positive Stimmung der alten Gemeindeführung unter Bürgermeister Josef Fidesser nun in eine eher negative Meinung des neuen Bürgermeisters Josef Haidvogel schwenkte, weil es als zu teuer erschien.

  

Dennoch bewilligte im April 1908 der nö. Landesausschuss der Platter Schulgemeinde eine Subvention zum Schulbau von 6.000 Kronen.

  

Am 22. April 1910 wurde ein neuer Bauplan mit geringeren Kosten (ca. 30.000 Kronen) vom Baurat Wagner (k.k. Bauabteilung Floridsdorf) vorgestellt. Es zeigte sich daher fast keine Opposition mehr. Bereits bei der Gemeinderatssitzung am 30. Oktober 1910 wurde aber eine Verschiebung des Bauvorhabens aus finanziellen Gründen beschlossen.

  

Auf Grund der weltpolitischen Lage mit anschließendem 1. Weltkrieg verschwand der Schulneubau, der schon fast beschlossen schien, aus dem Bereich des Realisierbaren.

 

Gröbere Investitionen gab es nun erst wieder im Schuljahr 1924/1925. Die uralten Bänke der I. Klasse, die schon infolge ihres Alters und ihrer unzweckmäßigen Konstruktion nicht mehr entsprechen konnten, wurden durch 12 Stück dreisitzige, moderne Schulbände ersetzt. Der Fußboden der II. Klasse wurde neu gelegt und gleichzeitig mit Stauböl eingelassen. Die Aborte der I. und II. Kl. wurden einer Reparatur unterzogen und der Turnhof restauriert.

 

Die Abortanlage der Turmschule wurde durch Zubau recht günstig vergrößert.

 Schon ein Jahr später (1925/1926) kam es wieder zu Verbesserungen. Dieses Mal wurde der Bretterboden der III. Klasse in der Turmschule neu gelegt. Außerdem wurden wieder neue zweckmäßige dreisitzige Schulbänke angeschafft.

  

In der Ortschulratssitzung v. 05. Dezember 1928 brachte Oberlehrer Berger wieder einmal die größten Schulbaumängel zur Sprache. Er wies aber gleichzeitig darauf hin, dass man auch mit großen Kosten nicht alle Übelstände beheben könne, und dass es weit wirtschaftlicher wäre, (wieder einmal) einen Schulneubau anzustreben. Seitens der Gemeinde war aber wieder einmal kein Geld da.

  

03. Dezember 1929 – bei der Inspektion des Bezirksschulinspektors werden wieder die ärgsten Mängel beanstandet. Als größter Übelstand wird der fehlende Raum für die Amtsgeschäfte des Oberlehrers angesehen. Außerdem sah sich der Ortsschulrat veranlasst, die gerichtliche Räumung der sogenannten Oberlehrerwohnung zu beantragen.

  

Seitens der öffentlichen Behörden hatte man offensichtlich eine ganz eigenwillige Methode, eine Lösung auf die baulichen Mängel zu finden. Schon lange wurde auf einen Schulneubau gedrängt, welcher von verschiedenen Bürgermeistern entweder verhindert wurde, bzw. aus finanziellen Gründen nicht realisiert werden konnte. Deshalb, und auf Grund sinkender Schülerzahlen, konnte das Schuljahr 1931/1932 nur mehr zweiklassig eröffnet werden. Diese Maßnahme wirkte laut Schulchronik wie ein Schuss vor den Bug. Plötzlich suchten Gemeinde, Ortsschulrat und Lehrerschaft intensiv gemeinsam nach einem geeigneten Bauplatz für einen Schulneubau. Vom Landesbauamt gab es bald wieder neue Baupläne. Zwei neue mögliche Bauplätze in Schulnähe ergaben eine Gesamtkostenschätzung von S 57.000,-- (tiefer gelegener Grund – Finda) und S 48.000,-- (höher gelegener Grund – Spitzer). Leider hat sich mittlerweile die finanzielle Situation seitens Land und Gemeinde wieder drastisch verschlechtert. Es wird also wieder nichts.

  

13. Jänner 1934 – Wieder einmal eine Inspektion des Bezirksschulinspektors; und wieder einmal gibt es für die Schulgebäude viel Kritik, und Druck für einen Schulneubau.

  

27. Mai 1935 – Wiederholung des Besuches im Vorjahr – mit gleicher Kritik – und noch mehr Druck (Neubau). Dieses Mal erwirkte Bezirksschulinspektor Regierungsrat Leopold Seher eine sofortige gemeinsame Gemeinderats- und Ortschulratssitzung, bei der mit Stimmenmehrheit der Umbau der alten Schule beschlossen wurde. Es wurden auch Bürgermeister Josef Haidvogel, Pfarrer Bernhard Frühauf, Ortsschulratsobmann Josef Lewisch und Gemeinderat Franz Brillmayer für die Verhandlungen zur Geldbeschaffung bestimmt. Quelle: Schulchronik - in den Gemeinderatsprotokollen steht diesbezüglich nichts.

  

Im Schuljahr 1935/1936 wurde für die 2. Kl. ein neuer Dauerbrandofen angeschafft.

  

Während des 2. Weltkriegs gibt es leider kaum Einträge (und diese wenigen wurden später nachgetragen). Es dürfte sich aber in der Schule nichts Nennenswertes ereignet haben – außer, dass kriegsbedingt chronischer Lehrermangel vorherrschte. Sowie Schulrequisiten, als auch Einrichtungsgegenstände (sogar Klassentische und Stühle) wurden in den Kriegswirren zerstört, bzw. kamen sonst wie abhanden. Sogar die elektrischen Stromleitungen wurden aus den Wänden gerissen und samt den Schaltern gestohlen. Nur äußerst notdürftig konnte im September 1945 nach über einem halben Jahr Zwangspause der Unterricht wieder aufgenommen werden.

  

Ebenso schwierig war wieder einmal die Wohnsituation des Lehrers. So wurde der damalige interimistische Schulleiter Josef Mohr zuerst im Haus Nr. 183, dann wieder im Haus Nr. 176 provisorisch untergebracht.

  

Erst nach und nach konnten wieder Hefte, Stifte, Tinte, Tafelkreide, etc. organisiert werden. Im September 1946 gelang es endlich wieder, die Stromleitungen in der Schule zu installieren, um einen halbwegs „normalen“ Unterrichtsbetrieb zu ermöglichen. So war es jede Kleinigkeit, die immer wieder große Verbesserung brachte.

  

Im September 1947 kam endlich eine neue Doppelzug- u. Wendetafel, die bereits Weihnachten 1946 bestellt worden war, zum Preis von S 780,--. Ebenfalls im Herbst 1947 wurden längst fällige Verglasungsarbeiten bei den Schulfenstern vorgenommen. Am 10. April 1948 wurden endlich die baufälligen Abortanlagen und der Zaun sowie die Tür gemacht!

  

Immer wieder wurde am Schulgebäude das notwendigste (und doch zu wenig) repariert. Da kam es am 25. Mai 1948 bei der nächsten Bezirksschulratsinspektion wieder zu groben Beanstandungen – und jetzt war es anscheinend plötzlich so weit. Bereits 2 Tage später beschloss der Gemeinderat den lange ersehnten Schulneubau.

  

Georg Pazelt
Georg Pazelt

Die Witwe des Wiener Zuckerbäckers Georg Pazelt – er verstarb am 21. März 1948 – bot das Platter Haus Nr. 204 zum Verkauf an. Ein Preis (S 100.000,--) war schnell vereinbart. Mit einer Baukommission wurde das Gelände für geeignet befunden. Das Geld war aber nur sehr schwer aufzutreiben. Am 24. August 1948 kam der Kauf endgültig zu Stande. Die ersten Schulbaupläne, die größtenteils nur einen Umbau der Stallungen und Kammern vorsah, konnten aber aus praktischen Gründen nicht durchgeführt werden. Es kam also zu einem viel aufwendigeren Bauprojekt an der heute bekannten Stelle und in heute bekannter Ausführung.

 

Es gab zwei gleich hohe Kostenvoranschläge für die Baumeisterarbeiten – Fa. Schinner und Fa. Fuhrmann, beide aus Zellerndorf, in der Höhe von S 250.000,--. Also wurde im Gemeinderat abgestimmt. Das Ergebnis war 6 : 6. Also wurde über Losentscheid der Auftrag an Fa. Oswald Schinner vergeben.

 

Im Jänner 1949 konnte endlich die neue Lehrerwohnung am neuen Schulgelände bezogen werden (die Witwe Katharina Pazelt verstarb im November 1948).

  

Am 22. Dezember 1950 kam es in Platt zu einem Schulleiterwechsel. Franz Schwinner (geb. 05.05.1912, gest. 01.04.1999) wurde zum definitiven Oberlehrer bestellt.

 

Bereits seit dem Schuljahr 1948/1949 hätte die Schule offiziell wieder 3-klassig geführt werden können. Bei nur 2 Klassenräumen war das allerdings nicht ganz einfach, bzw. unmöglich. Ab dem 01. Oktober 1951 wurde über Auftrag des Unterrichtsministeriums auf Grund der niederen Schülerzahl (85) die hiesige Schule nur noch 2-klassig geführt, was in der Praxis kaum einer Änderung bedurfte. Es waren ja ohnedies nur 2 Unterrichtsräume vorhanden.

Platter Schule neben Pfarrhof (Aufnahmedatum: 1950 oder 1951)
Platter Schule neben Pfarrhof (Aufnahmedatum: 1950 oder 1951)

 

Am 22. August 1951 war es nun endlich so weit: die Landesregierung gab die Genehmigung zum Beginn des Schulbaues. Es fehlte aber immer noch Geld. Dennoch: am 28. August 1951 begannen die Bauarbeiten – jene Bauarbeiten mit genehmigten Plänen einer 3-klassigen Schule, obwohl die Schülerzahlen schon längst sanken und nur noch 2 Klassen rechtfertigten.

 

 

Bis Ende 1951 stand der Rohbau. Im Juni 1952 kam der Dachstuhl. Am 04. November 1952 wurden Fenster- und Türstücke geliefert und in Folge eingemauert. Im Dezember folgten die Glaserarbeiten.

  

Im Frühjahr 1953 wurden die Wasser- und Elektroinstallationen durchgeführt. Dann verlangsamten sich die Bauarbeiten. Zitat Schulchronik: „Die Arbeitsweise der Handwerker war so, daß jede Woche sich eine Arbeitskraft ansehen ließ, um zu zeigen, daß die Firma noch bestehe.“

  

Am 04. Dezember 1953 konnte nun endlich mit einer Kommission die Überprüfung des Gebäudes durchgeführt werden. Am 13. Dezember wurde das Schulgebäude von Pfarrer Schinkmann-Langer eingeweiht. Die Feier war sehr einfach – Festgäste waren keine geladen u. Reden durften auf Wunsch des Bürgermeisters Lewisch nicht gehalten werden.

  

In den Weihnachtsferien 1953 fand die Übersiedlung der Schule statt. Erster Unterrichtstag in der neuen Schule: 07. Jänner 1954.

  

Seit Jahren und Jahrzehnten wartete Platt auf die neue Schule. Nach 3½ Jahren Schulbetrieb im lange ersehnten Gebäude, das natürlich noch lange nicht abbezahlt sein wird, treten überall Sprünge und Risse im Mauerwerk auf – besonders auf der Ost- und Nordseite, da wandern die Mauern sogar nach außen. Zitat: „Man kann eine liegende Zündholzschachtel von außen in den Klassenraum schieben.“

  

Es folgte erneut Baukommission um Baukommission. Sachverständige und Baumeister erkundeten die Sachlage – und man war mehr oder weniger ratlos. Man stellte Hohlräume im Fundament fest, außerdem ein falsches Mischverhältnis des Betons. Der Untergrund war generell zu wenig fest. Außerdem dürfte auch das zu hohe Gewicht des Daches die Mauern nach außen drücken.

  

Zwischen all diesen Baukommissionen und Baubesprechungen waren es die langen Wartezeiten, die an den Nerven zerrten. Monate um Monate vergingen und verschiedene Ideen zur Problemlösung wurden aus verschiedenen Stellen zu hören. Von Komplettsanierung bis hin zum kompletten Schleifen des Gebäudes mit anschließendem Neubau war zu hören – jede Variante war natürlich mit gehörigen Kosten verbunden. Kosten, für die niemand zuständig sein wollte.

  

Nach langem hin und her zwischen Gemeinde und Bauabteilung der niederösterreichischen Landesregierung (niemand wollte Schuld sein – und somit zahlen) kam es noch im Herbst 1957 bei einer Verhandlung in der Bezirkshauptmannschaft Hollabrunn doch noch zu einer überraschenden Wendung. Es war auch der Bauunternehmer Oswald Schinner aus Pulkau anwesend. Er erklärte sich bereit, die großen Risse im Mauerwerk nach dem im Zivilgutachten vorgeschriebenen Verfahren zu untermauern und sämtliche Sprünge im Inneren des Gebäudes lückenlos zu verputzen, was auch Ende Dezember 1957 geschah.

  

Nach diesen Ausbesserungsarbeiten war zwar der Winter einigermaßen zu überstehen, die Rissbildung und die Setzungstendenzen setzten sich aber leider, langsamer als zuvor aber doch, fort. Auch die Deckensenkung der 1. Klasse wurde erstmals am 18. Jänner 1958 bemerkt und betrug nun mittlerweile 3 – 4 cm.

  

Am 25. April 1958 tagte wieder eine Kommission in Platt unter dem Vorsitz ihres Obmannes, des Landtagsabgeordneten Reg. Rat Josef Hilgarth. Mit dabei waren noch 2 Baudirektoren des Landes Niederösterreich, ferner der Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Sommer, dessen Stellvertreter Reg. Rat Stierling, Bezirksschulinspektor Reg. Rat Dr. Parak, Schulleiter Dir. Franz Schwinner und Bürgermeister Johann Lewisch. Nach gründlicher Besichtigung des Baus und Prüfung aller vorliegenden Gutachten kam man zum Schluss: das mangelhaft ausgeführte Fundament ist Schuld! Dies wäre nicht passiert, wenn die Bauaufsicht besser funktioniert hätte. Es wurde hier auch ausdrücklich festgehalten, dass die Gemeinde Platt keine Schuld treffe.

  

Bei der nächsten Kommission am 18. Juni 1958 wurde festgehalten, dass das Gebäude nun gründlichst kernsaniert werden müsse. Mit dabei war Architekt Ing. Hochwimmer aus Röschitz, der die nun anfallenden Sanierungsarbeiten durchführen sollte. Sein Kostenvoranschlag betrug neuerliche S 96.000,--. Alle waren positiv über den unerwartet niedrigen Betrag. Dennoch wollte wieder einmal niemand für die Bezahlung zuständig sein. Die Gemeinde nicht, die hatte ja keine Schuld. Das Land nicht, es wurde zwar die Bauaufsichtspflicht versäumt, die eigentliche Schuld läge aber am ursprünglich ausführenden Baumeister Schinner. Von diesem war allerdings nichts mehr zu erwarten da er die Baugewerbekonzession „rechtzeitig“ niederlegte. So wurde seitens des Landes die „Drohung“ in Richtung Bürgermeister Johann Lewisch ausgesprochen: „Die Gemeinde sei verpflichtet, die Schule zu erhalten. Wenn dies abgelehnt wird, sperren wir die Schule u. die Kinder müssen nach Zellerndorf gehen.“ Natürlich hatte Bürgermeister Lewisch keine Freude und hatte auch die Herren des Bezirks- und Landesschulrates hinter sich. In finanzieller Hinsicht kam es zu keiner Einigung.

  

Am 18. Juli 1958 wurde nochmals die Bodenbeschaffenheit rund um und unter der Schule untersucht, da auch der Untergrund als möglicher Schuldiger gesehen wurde.

 

Am 05. August 1958 wurde attestiert, dass keine akute Einsturzgefahr drohe. Es müsse jedoch die Ost- und Westfront in Deckenhöhe gepölzt werden. Die 2. Klasse muss in den kommenden Wintermonaten in den Kindergarten übersiedeln, da die Fenster nicht mehr schließbar waren.

Quelle: Platter Schulchronik
Quelle: Platter Schulchronik

 

Am 12. Jänner 1959 tagte in Platt wieder eine hochrangige Kommission. Es wurde festgestellt, dass sich neue Risse bildeten, die alten Risse größer wurden und die Senkungen sich fortsetzten. Auf Grund dieser neuen Erkenntnisse wurde das Schulgebäude für unbenützbar erklärt. DIE SCHULE WURDE GESPERRT!

 

Ausweichquartier war die alte Schule, das nunmehrige Pfarrheim neben dem Pfarrhof. Durch den Umbau standen nur ganz kleine Räume zur Verfügung, aber es war jedenfalls besser, als täglich den Kleinen den Marsch zur Schule Zellerndorf zuzumuten. Nachdem keine Klosettanlagen vorhanden waren, mußten die Buben im Freien, die Mädchen im benachbarten Pfarrhof ihre Notdurft verrichten.

  

Abriss und Neubau – oder doch Sanierung? Ein ewiges Gezerre bei etlichen Kommissionen. Im Frühjahr 1960 war es endlich soweit. Die Kosten einer Sanierung werden zur Gänze mit den Mitteln des Schulbaufonds getragen. Das Endlosprojekt konnte bei Einbruch der warmen Witterung von Fa. Hochwimmer, Röschitz begonnen werden. Das Fundament wurde zur Gänze Meter für Meter ausgewechselt. Auch alle anderen mehrmals erwähnten Mängel wurden behoben.

 

Und endlich war es soweit: am 09. Jänner 1961 fand wieder der erste Schultag in der neu sanierten Schule statt.

 

Am 14. Jänner 1961 wurde noch der noch nicht fertig gestellte Fußbodenbelag verlegt. Somit waren alle Arbeiten erledigt. Zitat: „Große Verdienste um die Wiederinstandsetzung und Verschönerung der Schule hat sich Bürgermeister Pfeifer Josef erworben. Aus diesem Anlaß hat ihm der Bezirksschulrat Hollabrunn, nach Eingabe durch die Schulleitung, am 02. 02. 1961 den wärmsten Dank und die vollste Anerkennung ausgesprochen.“

 

Leider war die Schülerzahl sowohl in den vergangenen, als auch in den kommenden Jahren stets rückläufig: 1961/62 – 69 Kinder, 1962/63 – 51 Kinder, 1963/64 – 49 Kinder, 1964/65 – 35 Kinder.

 

Es waren viele Oberlehrer und Politiker in Platt tätig, die sich jahrzehntelang um die Platter Schule bemüht haben. Nach so langer Zeit kam es dann endlich zu dem Neubau, der gleich wieder ein Sanierungsfall wurde und wegen Gefahr im Verzug gesperrt werden musste. Nach langem hin und her wurde dann endlich saniert – da mutet es tatsächlich wie ein kräftiger Schlag ins Gesicht an, dass mit 01. September 1963 ein neues Schulgesetz beschlossen wurde, welches für Platt erhebliche Folgen hatte. Es wurde nicht nur der Schulablauf und der Lehrplan umgekrempelt – der Hauptschulbesuch war nun verpflichtend, was weitere Platter (Volks)Schüler nach Zellerndorf schickte.

 

Das Schuljahr 1964/65 war somit das erste, welches nur mehr einklassig geführt wurde, und gleichzeitig das letzte in der turbulenten Geschichte der Platter Schule.

 

Letzter Schultag: 02. Juli 1965. Zitat: „Laut Beschluß der N.Ö. Landesregierung vom 31.08.1965 wurde die Volksschule Platt stillgelegt und der Volksschule Zellerndorf eingegliedert. Zellerndorf, am 06.09.1965/Josef Schönhofer, Volksschuldirektor.“

 

Dieses Kapitel wird nun laufend erweitert.

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Quellen: Schulchronik, Schulmatriken, Gemeinderatsprotokolle, Pfarrchronik, Pfarrmatriken, Heimatbuch „PLATT – Ein Weinviertler Dorf in Geschichte und Gegenwart“ von Matthias Fidesser

 

 

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Manche Textpassagen sind kursiv dargestellt. Hierbei handelt es sich um Zitate und die wörtliche Wiedergabe aus den jeweiligen Quellen.