Josef Pazelt

 

Über den aus Platt stammenden und landesweit bekannten Schulmann, Heimatforscher und Jugendschriftsteller Ministerialrat Josef Pazelt soll hier ausführlicher berichtet werden.

 

Im Bauernhaus Nr. 21 wurde Josef Pazelt am 2. Februar 1891 als Sohn der Bauernfamilie Vinzenz und Maria Pazelt geboren. Er hatte noch vier Geschwister. Nach dem Wunsch des Vaters sollte der kräftige Junge Fleischhauer werden. 1897 trat er in die dreiklassige Volksschule seiner Heimatgemeinde ein. Bald erkannten die Lehrer die hohe Begabung des Kindes und rieten zum Studium. Mit zwölf Jahren verlor Josef seinen Vater. So musste die Mutter mit zwei älteren Geschwistern die Landwirtschaft bestreiten und allein für die Familie sorgen.

 

Da nahm sich der damalige Pfarrer von Platt, Pater Berthold Bayer, des talentierten Buben an und ermöglichte ihm noch im dreizehnten Lebensjahr den Besuch der Bürgerschule in Retz. Auch dort hatte er trotz des beschwerlichen Schulwegs so gute Lernerfolge, daß er schon nach einem Jahr die Aufnahmsprüfung in die Privat-Lehrerbildungsanstalt der Katholischen Schulbrüder in Strebersdorf mit gutem Erfolg ablegen konnte. 1909 maturierte er mit Auszeichnung. Seine Lehrerlaufbahn begann er im Heimatbezirk, vornehmlich an der Volksschule in Hollabrunn. Nach Ablegung der Lehramtsprüfung für Bürgerschulen kam er 1914 als Fachlehrer für Deutsch, Geschichte und Geographie an die Bürgerschule in Pulkau.

 

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges (1914) musste er einrücken und kam bald als Fähnrich an die Front. 1916 geriet er in russische Gefangenschaft, aus der er mit einigen Kameraden flüchten konnte. Er kam abermals an die russische Front, von wo er 1918 heil heimkehrte.

 

Anschließend wirkte er wieder als Bürgerschullehrer in Pulkau, bis er 1923 mit der Funktion eines Bezirksschulinspektors für Wiener Neustadt/Stadt betraut wurde. 1930 wurde er mit dem Titel Regierungsrat ausgezeichnet.

 

1932 bis 1934 war er zusätzlich Bezirksschulinspektor für den Bezirk Neunkirchen. In dieser Zeit war er auch sozialdemokratischer Abgeordneter zum Nationalrat. 1934, nach den "Februarkämpfen", wurde er seines Postens enthoben und lebte in stiller Zurückgezogenheit in Platt. 1938 wurde er zum Lehrerbildner berufen. Er kam an die Lehrerbildungsanstalt Znaim, wo er bei seinen Schülern hohes Ansehen genoss. Er unterrichtete Pädagogik.

 

1945 wurde Josef Pazelt in die Pädagogische Abteilung des Bundesministeriums für Unterricht berufen und war dort Lektor für Schul- und Jugendbücher. 1949 wurde er Ministerialrat.

 

1956, mit 65 Jahren, wollte er in Pension gehen und sich seiner jugendschriftstellerischen Tätigkeit widmen. Aber es kam anders: Am 4. Dezember 1955 unterzog er sich im Allgemeinen Krankenhaus einer Nierenoperation, nach der er aber am 22. April 1956 verstarb. Seinem Wunsch gemäß wurde er im Friedhof seiner Heimatgemeinde Platt beerdigt.  

 

 

Die zahlreiche Beteiligung von Freunden, Bekannten und einer großen Anzahl seiner Schüler am Begräbnis gab Zeugnis von seiner Beliebtheit und gereichte ihm, seinen Verwandten und der Heimatgemeinde zu größter Ehre.

 

"Josef-Misson-Bund" und "Niederösterreichisches Bildungs- und Heimatwerk", deren tätiges Mitglied Pazelt war, veranstalteten ihm zu Ehren im September 1970 eine Gedenkfeier mit Enthüllung einer Gedenktafel an seinem Geburtshaus in Platt Nr. 21. Die Tafel zeigt ein Kopfrelief des Geehrten, darunter die Inschrift "1891 bis 1956, Schulmann, Heimatpfleger und Jugendschriftsteller".

(Textquelle: Matthias Fidesser, PLATT - Ein Weinviertler Dorf in Geschichte und Gegenwart, 1998)

 

Anlässlich seines 60. Todestages und 125. Geburtstages initiierte Forum Platt eine würdige Veranstaltung mit Gedenkstein- und Gedenktafelsegnung mit reger Teilnahme der Ortsbevölkerung.

Für weitere Fotos zur Veranstaltung vom 30.04.2016 klicken Sie bitte hier.

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